Geschichte des Härlegoischds
Der Härlegeist
Wahlversammlung war im Sternen
In dem Albdorf Schnabelfingen. (Benzingen)
Alle kamen, auch die Leute
Aus dem kleinen Nest Veringen
Zwischen diesen beiden Dörfern
Liegt ein schöner Wald von Fichten.
Darin trieb ein Geist sein Wesen
Nach ganz sicheren Berichten.
Dieser Wald war nicht zu meiden,
Denn er wurde beider mitten
Von der Heer- und Landesstraße
Trotz des Geisterspuks durchschnitten.
Und so kam es wohl und übel,
Daß die Herren von Veringen
Mußten auf der späten Heimfahrt
Durch den Wald, „das Härle“ dringen.
Freibier hatten sie gespendet,
Und auch tapfer mitgetrunken,
Kamen näher nun den Fichten
In Gedanken tief versunken.
Doch was hüpfte dort im Winde:
Weiß, behend, beim Sterngefunkel
Geisterhaft und unheilkündend
Durch des Waldes tiefes Dunkel?
„Härlegeist, bist du’s, du böser?“
Rief es wie aus einem Munde;
Und es drang nach Schnabelfingen
Angstverbreitend rasch die Kunde
Viele kamen knieeschlotternd
Mit den sonderbarsten Waffen
Mit Laternen, Bannfluchssprüchen
Um von ferneher zu gaffen.
Aber vorne blitzt es gräulich.
Wollt’ der Geist sein Opfer holen?
Nein, sie hatten abgefeuert
Zwei gezogene Pistolen.
Alles wagte aufzuatmen;
Beinah sicher konnt’ man hoffen,
Daß der vord’re dicke Müller
Und der Stefan gut getroffen.
Doch es konnt’ der Geist im Härle
Scheinbar nicht zur Ruhe kommen.
War denn noch nicht dieser Alpdruck
Von dem Land hinweggenommen?
Näher rückte man dem Geiste
Mit den brennenden Laternen;
Doch er wollte unbegreiflich
Sich vom Platze nicht entfernen.
Endlich rief es au der Menge
Und es folgte Lachen, Toben:
„O der Härlegeist entpuppt sich
Als zwei alte, weiße Hosen.“
Kennt ihr die Zigeunerzinken
Kennt ihr jene alten Fetzen,
die an Bäumen, Sträuch und Zäunen
Unsern Schönheitssinn verletzen?
Kennt ihr auch die Nutzanwendung
Der fidelen Spuckgeschichte?
Nebengleich zerfließen Falschheit
Lug und Trug in hellem Lichte.